Erfolgreiche Bilanz: Erste Klasse im Startup-Inkubator

Die erste Klasse des Gläserne Manufaktur Startup-Inkubators kann auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken. Für fast alle Gründer gibt es Anschlussprojekte. Einige möchten in Dresden bleiben.

Der „Future Mobility Incubator“ der Gläsernen Manufaktur erweist sich als kleiner Jobmotor für Dresden. Kaum hat die erste Klasse das Programm Ende Februar erfolgreich abgeschlossen, sagen bereits einige Gründer überzeugt: „Wir möchten auf jeden Fall in Dresden bleiben.“

Zwei, die so denken, sind Sebastian Schramm (30) und Tarek Mian (31) vom Startup LoyalGo, das ursprünglich in Dortmund gegründet wurde. „Die 200 Tage im Volkswagen Inkubator haben uns viel gebracht. Jetzt möchten wir uns in Dresden niederlassen“, sagt Schramm, der mit seiner Firma Ladesäulen für Elektroautos mit Displaywerbung ausstattet. Neben den Säulen auf dem Manufakturgelände hat LoyalGo eine in der Kunsthofpassage in der Dresdner Neustadt umgerüstet. „Wir merken einfach, dass für unser Vorhaben in Dresden die besten Bedingungen herrschen. Momentan befinden wir uns auf der Suche nach neuen Büroräumen“, sagt Mian. Zu klein dürfen diese nicht sein, denn die Zahl der Teammitglieder hat sich schon von zwei auf sechs erhöht.

Wir haben aktuell 70 Parkplätze auf dem Gelände der Manufaktur und 300 Stellplätze in Dresden digitalisiert. Thorge Harms, Smart City Systems
Kurzer Draht zur Wirtschaftsförderung

Eine ähnliche Erfolgsgeschichte kann auch Thorge Harms (24) von Smart City Systems erzählen. „Wir ziehen ein positives Fazit unserer Zeit im Inkubator. Gemeinsam mit den Mentoren von Volkswagen haben wir unser Geschäftsmodell entwickelt. Hilfreich war dabei auch der Kontakt zur Dresdner Wirtschaftsförderung, weil wir so unsere Erkenntnisse gleich in der Stadt ausprobieren konnten“, sagt Harms. Smart City Systems hat ein Sensorsystem konzipiert, mit dem sich Parkflächen besser bewirtschaften lassen. Die Sensoren werden dabei auf den Boden geklebt und können dort wetterbeständig bis zu fünf Jahre bleiben. Über eine Park-App werden die Daten ausgewertet und ermöglichen so einen Überblick über die freien Flächen. „Wir haben aktuell 70 Parkplätze auf dem Gelände der Manufaktur und 300 Stellplätze in Dresden digitalisiert“, sagt Harms, der mit seiner Firma ursprünglich aus Nürnberg nach Dresden gekommen ist und nun nicht zuletzt wegen der Nähe zum Volkswagen Inkubator einen weiteren Geschäftssitz in die sächsische Landeshauptstadt verlagern will.

Anschlussprojekte nach der Zeit im Inkubator

Bei Richard Vetter (30) und Gregor Wendt (30) von „Carl und Carla“ ist das nicht notwendig. Als Dresdner Unternehmen hatten die beiden von Anfang an ein Heimspiel. Trotzdem ähnelte der Umzug von den Firmenräumen in den Inkubator einem Quantensprung. „Vorher hatten wir zwar die Idee zum Corporate Carsharing, aber erst hier konnten wir sie umsetzen und wirkungsvoll vorantreiben“, bekräftigt Vetter. Wendt ergänzt: „Hilfreich ist für uns insbesondere der Kontakt zur Volkswagen Nutzfahrzeugabteilung. Auch nach unserer Zeit im Inkubator wird es ein Anschlussprojekt geben.“ Carl und Carla ermöglicht die Vermietung von Nutzfahrzeugen, während sie bereits jemand gemietet hat. Zeiten, in denen das Fahrzeug gegenwärtig nur herumsteht, sollen so effektiver genutzt werden. Weil das für die Koordination der Mieter notwendige Steuergerät bei bestehenden Fahrzeugen nachgerüstet werden muss, bietet es sich an, wenn es in Zukunft gleich fest verbaut ist. „Gemeinsam mit der Nutzfahrzeugsparte von Volkswagen setzen wir das um“, sagt Wendt.

Aufgreifen möchte Volkswagen ebenfalls die Idee von Geospin. „Wir haben erforscht, wann die Start-Stopp-Automatik beim Auto Sinn macht und wann nicht. Hintergrund ist, dass sie bisher auch an Stellen wie zum Beispiel Kreisverkehren anspringt, wo es nicht notwendig ist“, erklärt Gründer Sebastian Wagner (30). Im Rahmen des Inkubator-Programms setzte er sich mit dem DataLab in München in Verbindung und bekam Zugang zu Daten einer Flotte von 200 Fahrzeugen in Deutschland und im Ausland. „Durch die Zusammenarbeit mit Volkswagen Ingenieuren haben wir es geschafft, die Daten auszuwerten und die Start-Stopp-Automatik zu verbessern“, freut sich Wagner.

Old Economy trifft New Economy

„Vielen Dank für die schöne Zeit“, sagt auch Beres Seelbach (33) von der Firma Tretbox. In den 200 Tagen im Inkubator ist der Prototyp für das sogenannte Cargobike entstanden, das wirksam Fahrrad und Auto verbindet und zum Beispiel für die Zustellung von Paketen verwendet werden soll. Nächstes Jahr möchten die Gründer mit der Serienfertigung des pedelec-artigen e-Fahrzeugs beginnen und zeigten sich zuversichtlich, dass das auch gelingt. Bei so viel Innovationskraft ist es kein Wunder, dass auch der Standortleiter der Gläsernen Manufaktur, Lars Dittert, mit Freude auf den ersten Jahrgang des Inkubators zurückblickte. „Es gibt nur Gewinner. Zudem haben wir im Haus einen Kulturwandel erlebt. Die Symbiose aus Old Economy und New Economy war für uns alle eine Bereicherung“, sagt der Manufaktur-Chef stolz.

Die Symbiose aus Old Economy und New Economy war für uns alle eine Bereicherung. Lars Dittert, Standortleiter der Gläsernen Manufaktur
Crashtests für die App-Entwicklung

Etwas dramatischer war die Ausgangslage bei Immanuel Rebarczyk (33) und Thomas Kuwatsch (41) vom Leipziger Startup Ekoio. Schließlich ging es bei ihrem Projekt um Leben und Tod. „Wenn ich in den Straßengraben fahre und es niemand sieht, dann bekomme ich keine Hilfe. Aus diesem Grund tritt ab April das sogenannte eCall-Gesetz in Kraft, das ein Notrufsystem in jedem Auto vorschreibt. Weil das aber nicht jeder hat, haben wir uns eine Nachrüstlösung per App überlegt.“ Dabei gelten verschiedene Eskalationsstufen. „Zunächst geht der Notruf an die Familie und Freunde. Wenn sich dort keiner meldet, dann wird die Rettungsleitstelle informiert“, erörtert Rebarczyk. Was sich zunächst einfach anhört, lässt sich keinesfalls im Vorbeigehen umsetzen. Im Gegenteil. „In der Hochschule für Technik und Wirtschaft haben wir zahlreiche Crashtests durchgeführt und uns zudem mit Mitarbeitern der Volkswagen Connect-Abteilung ausgetauscht“, sagt Kuwatsch. Egal, wo man sich hingewendet habe, überall sei man auf offene Ohren gestoßen. „Es war im Inkubator wirklich eine tolle Atmosphäre. Die Verantwortlichen haben sich super um die Startups gekümmert“, resümiert der Gründer.